Laufzeit: 2 Jahre (01.03.2024 - 28.02.2026)
Lage/Ausführungsort: Helgoland
Projektkoordination/Leitung: Elmar Ballstaedt
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Rebecca Schröter
Das Projekt ist auch zu finden beim BfN.
Bild zeigt einen Ausschnitt vom Südplateau während der Brutsaison 2024.
Die Insel Helgoland bietet deutschlandweit den einzigen Brutplatz für fünf Hochseevogelarten. Hierzu gehört auch der Basstölpel (Morus bassanus), ein pelagisch lebender Seevogel und Klippenbrüter. Zu Beginn der Brutzeit ab Ende Februar/Anfang März besetzt der Basstölpel jedes Jahr seine Brutplätze auf und in den Klippen Helgolands um und im Naturschutzgebiet (NSG) Lummenfelsen. Der Basstölpel wird laut IUCN (International Union for Conservation of Nature) global als nicht gefährdet eingestuft. Für Deutschland wird der Basstölpel jedoch in der Kategorie R der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands geführt. Kategorie R beinhaltet „extrem seltene oder sehr lokal vorkommende Arten, die gegenüber unvorhersehbaren Gefährdungen eine hohe Anfälligkeit aufweisen“. Mit Helgoland als einzigem Brutstandort in Deutschland, ist es von nationaler Bedeutung, den Basstölpel zu schützen, um die einzige deutsche Kolonie zu erhalten.
Durch ihr Leben auf offener See sind Basstölpel einigen Gefährdungsquellen ausgesetzt. Bei ihrer Nahrungssuche legen Basstölpel weite Strecken zurück und sind sensibel gegenüber Offshore-Windenergieanlagen (OWEA), da sie auf ihren Nahrungsflügen durch Kollisionen mit OWEAs gefährdet sind. Eine weitere Gefahrenquelle stellt der Plastikeinbau in ihre Nester dar. Hierbei werden statt Großalgen, welche das natürliche Nistmaterial darstellen, synthetische Fasern für den Nestbau verwendet. Hierdurch entsteht ein erhöhtes Mortalitätsrisiko durch Verstrickungen sowohl für den Basstölpel selbst als auch für Arten, die in unmittelbarer Nähe brüten, wie zum Beispiel die Trottellumme (Uria aalge). Im Jahr 2022 kam mit der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI), umgangssprachlich als Vogelgrippe bekannt, eine weitere Gefahrenquelle hinzu, die erstmals während der Brutsaison ausgebrochen ist. Dadurch ist die deutsche Population um etwa ein Drittel von 1.485 Brutpaaren im Jahr 2022 auf 887 im Jahr 2023 gesunken. Verluste sind aus fast allen bekannten Brutkolonien im nordwesteuropäischen Raum bekannt. Der Basstölpel war dabei nur eine von mehreren Seevogelarten, die durch den Ausbruch sehr stark betroffen waren. Auch andere Klippenbrüter wie die Trottellumme, die ebenfalls in Deutschland ausschließlich auf Helgoland brütet, sind seither von HPAI-Ausbrüchen betroffen. Der Brutfelsen ist während der Brutsaison dicht besiedelt, wodurch sich das Virus schnell und artübergreifend ausbreiten kann.
Helgoland bietet sehr gute Voraussetzungen für wissenschaftliche Arbeiten durch die gute Zugänglichkeit und Nähe zur Brutkolonie. Die Erfahrungen der zwei HPAI-Ausbruchsjahre haben gezeigt, dass ein Konzept und das Ausprobieren von Schutzmaßnahmen für eine solche Sondersituation notwendig sind.
Die Bilder zeigen ein verstricktes Küken mit Nahaufnahme des Verstrickten Beins.
Mit Hilfe des Projektes sollen verschiedene populationsstärkende Pilotmaßnahmen erprobt werden, um die Basstölpelpopulation auf Helgoland zu stabilisieren und stärken. Dazu sollen unter anderem Teilbereiche der Brutkolonie von Plastik befreit und durch ein nachfolgendes Monitoring dadurch entstehende Effekte gemessen werden. Des Weiteren werden Maßnahmen zur Bekämpfung der HPAI umgesetzt, unter anderem das Beproben und Absammeln von Kadavern. Um die langfristigen Folgen des HPAI-Ausbruchs auf die Basstölpelpopulation besser einschätzen zu können, sollen die Auswirkungen des Ausbruchs auf den Basstölpel untersucht werden. Hierzu zählt u. a. die Entwicklung der Augenfarbe, der Bruterfolg, aber auch die Bestimmung anderer Gefährdungen wie z. B. die Plastikmüllverschmutzung. Hierzu wird ein Verstrickungsmonitoring in der Brutkolonie durchgeführt. Neben den Arbeiten im Schutzgebiet wird auch ein HPAI-Monitoring auf der gesamten Insel durchgeführt, um den Jahresverlauf von HPAI auf Helgoland besser zu verstehen. Zusätzlich soll ein Scoring-System entwickelt werden, um zu schauen, wie sensitiv verschiedene Vogelarten – und im Detail der Basstölpel – auf Plastikmüllverschmutzung reagieren.
Ein weiterer Aspekt des Projektes ist der Aufbau eines Informations- und Austauschnetzwerkes zum Thema HPAI und Klippenbrüter. Hierbei sollen Akteure und Institutionen des Naturschutzes und der ornithologisch virologischen Forschung sowie Behörden, andere Projektgruppen und Koloniestandorte vernetzt werden.
Aus den Projektergebnissen soll ein Managementplan für geeignete, dauerhaft etablierte Schutzmaßnahmen abgeleitet werden, um zukünftig schneller auf Bestandseinbrüche reagieren zu können. Auf Grund der Nähe der Basstölpel zu den Besuchern auf Helgoland, soll ein Bestandteil des Managementplans ein Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit und Besucherlenkung beinhalten.
Die Bilder zeigen ein paar Tage altes Küken in einem Nest mit Plastik.
Ziel des Projektes ist es auf Basis der Daten und Erkenntnisse des HPAI-Ausbruchs ein besseres Verständnis der Auswirkungen auf die Seevogelkolonie zu erlangen. Hieraus sollen anschließend Hilfs- und Schutzmaßnahmen für die Helgoländer Klippenbrüter, wozu der Basstölpel gehört, erprobt werden. Abschließend soll ein Managementplan entwickelt werden, welches die Helgoländer Klippenbrüter langfristig stärkt und erhält.
Basstölpel Brutpaare mit Küken auf dem Felsband.
Während der Brutsaison von März bis Oktober werden im Rahmen der Feldarbeit Daten erhoben, die dann in den Wintermonaten ausgewertet werden. Eine detaillierte Übersicht über die Feldarbeit sowie die ersten Ergebnisse der Brutsaison 2024 können dem Zwischenbericht entnommen werden.
Der Zwischenbericht gibt nach einer kurzen Einleitung eine Übersicht über die Feldarbeit und die Ergebnisse der Feldarbeit 2024. Die Ergebnisse beinhalten eine Übersicht der Augenfarbenbestimmung, der Verteilung der Augenverfärbung auf die einzelnen Probeflächen, eine statistische Auswertung zwischen Augenfarbe und Bruterfolg, der Verbesserung der Augenverfärbung, dem Verlauf der Brutpaarzahlen im NSG Lummenfelsen, eine Übersicht über untersuchte und brütende Brutpaare und eine Übersicht über die Verstrickungen. Ein weiterer Abschnitt des Zwischenberichts beinhaltet die Durchführung und Übersicht über Art und Beprobung des Vogelgrippemonitorings. Darüber hinaus werden die Besenderungsaktion, die Öffentlichkeitsarbeit und das Scoring-System näher beschrieben. Abschließend gibt es einen Ausblick unter anderem auf die nächste Feldsaison.
Sobald der Zwischenbericht freigegeben ist, wird er auf dieser Seite einsehbar sein.
Bild links: Basstölpel mit 2 normalen Augen. Bild rechts: Basstölpel mit einem gesprenkelten Auge und einem schwarzen Auge (Verfärbung ist ein Merkmal einer überstandenen Vogelgrippe).
Auf Grund der dichten Besiedlung der Helgoländer Klippen während der Brutsaison, können weitere Klippenbrüter in die Untersuchungen und Maßnahmenerprobungen eingebunden werden. Mit Hilfe des Netzwerks mit Koloniestandorten in anderen Ländern können Informationen schneller ausgetauscht werden, sodass neue Ausbruchsergebnisse oder Forschungserkenntnisse direkt geteilt werden können. Dies stellt einen wichtigen Schritt zum Schutz pelagisch lebender Seevögel, wie dem Basstölpel, dar.
Bilder mit Basstölpel mit Ei im Nest.
Bilder mit adultem Basstölpel, der das Küken füttert.
Dieses Bild zeigt einen frischen Kadaver einer Mantelmöwe im 4.Kalenderjahr, die während des HPAI-Monitorings gefunden wurde.
Abgebildet ist ein frischer Kadaver einer adulten Weißwangengans, die an den Stränden während des HPAI-Monitorings gefunden wurde.
Ein frischer Kadaver einer jungen Mantelmöwe (2. Kalenderjahr) wurde an einem Strand während des HPAI-Monitorings gefunden.