Die Carl Zeiss AG und der Verein Jordsand e. V. haben seit dem Jahr 2022 eine Kooperation mit Schwerpunkt auf unterschiedlichen Natur- und Artenschutzprojekten in den Schutzgebieten des Verein Jordsand abgeschlossen. Gemeinsam wollen wir mit der langfristigen Partnerschaft Akzente im Naturschutz und der Umweltbildung setzen. Besonderer Fokus liegt dabei auf den Gebieten Sylt, Helgoland und Schleimündung.
Nach dem munteren Auftakt der Kooperation während des DDA-Birdrace 2022 trat das Team „Die Mülltölpel“ auch in diesem Jahr voller Motivation zum 19. DDA-Birdrace am 6. Mai 2023 auf Helgoland an. Die Teammitglieder Elmar Ballstaedt, Lennart Haak und Mirko Kandolf wurden in diesem Jahr durch Marius Holtkamp und Lukas Ehmke ergänzt und konnten insgesamt 116 Arten (94 Arten 2022) beobachten. Pro Art wurde 5,00 Euro gespendet – somit kam eine Summe von 580,00 Euro zusammen!
Wir starteten um kurz nach 4:30 Uhr im Oberland-Ort. Unser erstes Ziel war das Oberland, wo wir möglicherweise eine Schnepfen- oder Eulenart im Halbdunkeln beobachten wollten. Doch es kam viel besser: Der erste gemeinsame Vogel war eine jagende Nachtschwalbe, ehemals Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), eine Art, die auf Helgoland nur unregelmäßig beobachtet wird und gleichzeitig den bisher einzigen Nachweis dieser Art für 2023 darstellte. Auch mindestens zwei Sumpfohreulen (Asio flammeus) konnten wir während der „Dunkelrunde“ beobachten. Im Anschluss an die erfolgreiche Oberlandrunde ging es ins Mittelland, wo sehr hohe Anzahlen an Singvögeln über Nacht angekommen waren. Vor allem Dorngrasmücken (Curruca communis), Gartenrotschwänze (Phoenicurus phoenicurus) und Fitisse (Phylloscopus trochilus) konnte man in außergewöhnlicher Zahl beobachten. Aber auch sonst nicht in großen Mengen auftretende Vogelarten wie Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) flogen einem an jeder Stelle vor das Fernglas. So konnten wir schon eine Vielzahl von Singvögeln im ersten Licht beobachten und fuhren anschließend um 8:00 Uhr auf die Düne. Die Morgenstunden sind hier für die Beobachtung von Limikolen (Watvögel) meist am ergiebigsten. So auch an diesem Tag – wir konnten an beiden Süßwasserteichen einige Arten wie z. B. Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) und Bruchwasserläufer (Tringa glareola), beobachten. Aber auch eine Steppenweihe (Circus macrourus) – auf Helgoland nicht alljährlich zu beobachten – gehörte zu den Highlights. Beim „Seawatchen“ konnten wir neben einigen Möwen- und Seeschwalbenarten auch die ersten Trauerseeschwalben (Chlidonias niger) des Jahres 2023 beim Jagen beobachten. Auch der einzige Wendehals (Jynx torquilla) des Tages konnte von uns auf der Düne am Minigolf entdeckt werden. So ging ein sehr erfolgreicher Vormittag auf der Düne mit um die 100 Arten im Gepäck zu Ende und wir fuhren wieder zurück auf die Hauptinsel. Im Nordostgelände inklusive der Ostklippe dem Kurpark und dem Kurgelände kamen auch tagsüber immer noch sehr viele Vögel an. So hüpften Grasmücken, Laubsänger und Schnäpper teils gemeinsam in kleinsten Büschen oder suchten gemeinsam am Boden nach Nahrung – es war ein außergewöhnliches Spektakel und teilweise auch ein wenig surreal. Auch einige neue Arten wie z. B. Alpenbirkenzeisig (Acanthis cabaret) oder Stieglitz (Carduelis carduelis) kamen noch auf die Beobachtungsliste. Als wir gerade in der Findungsphase waren, wo wir als nächstes hingehen möchten, kam die Meldung einer Rötelschwalbe (Cecropis daurica) von der Düne. Das Individuum wurde nur kurz gesehen und als wir noch das weitere Vorgehen planten ob und wie wir das Tier sehen könnten, wurde die Schwalbe an der Nordspitze wiederentdeckt. Also ging es ab aufs Oberland, wo wir die Schwalbe in der Nähe des Leuchtturms für uns wiederentdecken konnten. Hier jagte sie dann einige Zeit und stellte das Highlight eines außergewöhnlichen Vogelzugtages dar. Für uns alle war es entweder eine neue Art für Deutschland – für zwei von uns sogar eine Erstsichtung! Rötelschwalben brüten in Europa im Mittelmeerraum und verfliegen sich jährlich auch bis nach Deutschland – auf Helgoland war aber schon einige Jahre keine mehr nachgewiesen! Im Anschluss gingen wir es ruhiger an, und genossen die einzigartige Stimmung mit den ganzen anwesenden Zugvögeln.
Insgesamt umfasste unsere Beobachtungsliste am Ende des Tages 116 Arten. Neben den für Deutschland einzigartigen Seevögeln konnten wir 50 Singvogelarten und einige Seltenheiten beobachten. Zusätzlich war es mit Abstand einer der besten Frühlingszugtage in diesem Jahr mit einer schier unüberblickbaren Menge an Singvögeln. Entsprechend war es ein zweites gelungenes Birdrace innerhalb der langfristigen Zusammenarbeit und „Die Mülltölpel“ bedanken sich ganz herzlich für diese großartige Aktion – wir werden in den kommenden Jahren weiterhin unser Bestes geben und freuen uns auf die Zusammenarbeit!