Das Naturschutzgebiet Schleimündung ist ein Vogelparadies an der Ostsee. Die Küstendynamik ließ im Laufe der Jahrhunderte eine vielfältige Strandwalllandschaft mit Dünen, Trockenrasen, Salzwiesen, Brackwasserröhrichten und Windwatten auf engstem Raum entstehen. Diese einzigartige Vielfalt an Lebensräumen hat als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet für die Vogelwelt internationale Bedeutung. Auch viele seltene Pflanzenarten finden hier noch einen geeigneten Lebensraum. Deshalb zählt das Gebiet heute zu den wenigen Strandabschnitten an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, die nicht betreten werden dürfen.
Seit nun 100 Jahren schützen die Vogelwart:innen des Vereins Jordsand dieses Naturkleinod zwischen Maasholm und Olpenitz. Zum Jubiläum am Freitag informierten sich der schleswig-holsteinische Umweltminister Tobias Goldschmidt (Bündnis 90/Die Grünen), der Landesnaturschutzbeauftrage Prof. Dr. Holger Gerth und weitere Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung und Naturschutz über die Veränderungen der Landschaft und Tierwelt im Laufe der Jahrzehnte und tauschten sich über die herausfordernde Zukunft dieses bedeutenden Ostseeschutzgebietes aus. Durch Verbuschung und Prädatoren wie Füchse und Marderhunde sind die Bestände der ehemals großen Möwen- und Seeschwalbenkolonien an der Schleimündung in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Gemeinsam mit den Landesbehörden arbeiten die Naturschützer:innen durch die Errichtung von Prädatorenschutzzäunen und Brutinseln, sowie Landschaftspflegemaßnahmen durch Beweidung und Entkusselung daran, das Gebiet wieder attraktiv und sicher für bedrohte bodenbrütende Vogelarten wie die Brandseeschwalbe zu machen. Bereits ein Fuchsbau im Gebiet kann zu einem Totalverlust der Gelege bodenbrütender Vögel führen. „Die letztes Jahr neu geschaffenen Brutflächen an der Lotseninsel wurden dieses Jahr bereits gut angenommen. Wir hoffen, das spricht sich noch weiter rum, damit bald wieder viele Sandregenpfeifer, Sturmmöwen und Seeschwalben an der Schleimündung erfolgreich ihre Küken großziehen.“, so der Geschäftsführer des Vereins Jordsand Dr. Steffen Gruber. Weitere Naturschutzmaßnahmen zur Zurückdrängung der invasiven Kartoffelrose sind für Ende dieses Jahres geplant.
Der Naturschutzbeauftrage Gerth lobte insbesondere den Einsatz der ehrenamtlichen Naturschützer:innen sowie der Freiwilligendienstleistenden im Freiwilligen Ökologischen Jahr und im Bundesfreiwilligendienst für das Schutzgebiet sowie die umfangreiche Umweltbildungsarbeit durch mehrere Führungen täglich. „Ohne dieses Engagement würde der Naturschutz gar nicht so weit sein und nicht so viel erreichen, was Biodiversität angeht“, so Gerth. Jedes Jahr informieren sich rund 20.000 Besucher:innen an der Vogelschutzhütte Oehe-Schleimündung über die Seevögel der Ostsee. Umweltminister Goldschmidt betonte ebenfalls die Wichtigkeit der Bildungsarbeit im Naturtourismus, um den Menschen zu zeigen, was man hier schützen möchte. Nur durch diesen Austausch ließen sich die aktuellen Krisen wie das Artensterben lösen. Zudem wurde sich mit dem Minister zum im aktuellen Koalitionsvertrag aufgenommenen Ostsee-Nationalpark ausgetauscht.
Hintergrund NSG Schleimündung:
Die „Vogelfreistätte Oehe-Schleimünde“ wurde 1927 als Naturschutzgebiet gegründet und 2011 um den Bereich „Nordhaken Olpenitz“ südlich der Schleimündung erweitert. Der Verein Jordsand betreut das Gebiet bereits seit 1922 naturschutzfachlich und bietet täglich naturkundliche Führungen von der Vogelschutzhütte sowie auf der Lotseninsel an.
Hintergrund Verein Jordsand:
Der „Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e.V.“ ist einer der ältesten Naturschutzverbände in Deutschland. Seit 1907 schützen die haupt- und ehrenamtlichen Vogelwart:innen die letzten Rückzugsräume für Seevögel und Meeressäuger an Nord- und Ostsee. Zurzeit betreut der Naturschutzverein rund 20 Schutzgebiete in den Bundesländern Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Neben der naturschutzfachlichen Betreuung im Auftrag der Bundesländer sowie von vereinseigenen Naturflächen, forscht der Verein in Verbundprojekten im Bereich Seevogelschutz und bietet naturkundliche Führungen sowie Umweltbildungsprogramme für Kinder und Jugendliche an.
Hinweis für Redaktionen:
Das Foto des Ministerbesuchs an der Schleimündung darf nur im Rahmen der Berichterstattung zu 100 Jahre Betreuung NSG Schleimündung unter der Fotografenangabe „Malte Matzen/Verein Jordsand“ verwendet werden.