· 

Erneut katastrophale Sommersturmflut für Seevögel an der Nordsee

Am Wochenende wurde die Nordseeküste von einer Sommersturmflut getroffen. Für Tourist:innen und Ortsansässige war diese mit einer Höhe von 70 Zentimeter über Normalnull nicht gefährlich, jedoch vernichtete das Hochwasser wie zuletzt vor zwei Jahren wieder einen großen Teil der Bruten vieler Küstenvogelarten auf den ungeschützen Inseln und Halligen, berichtet der Verein Jordsand, der mehrere Schutzgebiete an der Nordsee naturschutzfachlich betreut. Die Häufung sogenannter „Kükenfluten“ bedrohe die heimischen Seevogelbestände in ihrem Bestand, sagen die Naturschützer:innen, denn mit dem Ausfall der Bruten in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren könnten auch die langlebigen Küstenvogelarten beträchtliche Populationseinbußen erleiden.

 

Jannis Dimmlich, der Vogelwart des Naturschutzvereins auf der nordfriesischen Hallig Norderoog, bangte um die Bruten der einzigen schleswig-holsteinischen Kolonie der Brandseeschwalben. Diese kamen dort aber noch mit einem blauen Auge davon. Das Hochwasser stoppte nur wenige Zentimeter vor den Nestern. Weniger Glück hatten Arten wie Lachwöwen und rotfüßige Seeschwalben, da die Hallig ca. zu Dreivierteln überschwemmt war. Tausende Küken und Eier spülte die Flut in den Tod. Weitere wichtige Küstenvogelbrutgebiete entlang der Küste waren unterschiedlich stark betroffen, berichten die örtlichen Vogelwart:innen. Auf Hallig Südfall wurden ebenfalls tausende Nester, Eier und Küken aller dortigen Seevögel wie Austernfischer, Möwen und Seeschwalben ins Meer gespült. Auf den Halligen Habel und Gröde gab es etwas weniger Verluste. Im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer vor der Elbmündung waren die Verluste aufgrund von Eindeichung und höher gelegenen Düneninseln ebenfalls weniger extrem.

 

Derartige Sommerhochwässer häufen sich nach Daten der Universität Hamburg in den letzten Jahren. Der Verein Jordsand untersucht daher dieses durch den Klimawandel beschleunigte Phänomen seit Mai in einer von der BINGO!-Umweltlotterie geförderten Machbarkeitsstudie. „Wir sollten beim Anstieg des Meeresspiegels nicht nur über weit entfernte ozeanische Inseln wie die Malediven diskutieren, wir haben das gleiche Problem bei uns in Norddeutschland. Auch unsere Halligen liegen nur 1-2 Meter über dem heutigen Meeresspiegel“ sagt Projektmanager Lucas Schmitz. Anhand von Wetter- und Pegeldaten könne man solche Sommersturmfluten und ihre Auswirken auf die Vogelwelt bereits heute vorhersagen, aber die Vögel auf den nicht eingedeichten Salzwiesen leider nicht schützen, so der Klimawissenschaftler. Das langfristige Ziel der Studie ist es, ein ökologisches Monitoring zu den Folgen des Klimawandels im Wattenmeer zu etablieren und Hallig Norderoog als virtuell-medialen Träger zu einem begreifbaren Synonym für die Problematik des Klimawandels mit all seinen Auswirkungen im Wattenmeer zu entwickeln, um so Politik und Gesellschaft zu mehr Klimaschutz zu bewegen.

 

Hintergrund:

Der „Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e.V.“ ist einer der ältesten Naturschutzverbände in Deutschland. Seit 1907 bewahren die haupt- und ehrenamtlichen Naturschützer:innen die letzten Rückzugsräume für Seevögel und Meeressäuger. Zurzeit betreut der Naturschutzverein rund 20 Schutzgebiete in den Bundesländern Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Neben der naturschutzfachlichen Betreuung im Auftrag der Bundesländer sowie von vereinseigenen Naturflächen, forscht der Verein in Verbundprojekten im Bereich Seevogelschutz und bietet naturkundliche Führungen sowie Umweltbildungsprogramme für Kinder und Jugendliche an.

 

Pressekontakt für Nachfragen:

Dr. Steffen Gruber

Geschäftsführer des Vereins Jordsand

E-Mail: steffen.gruber@jordsand.de

Telefon: 04102 - 200332

 

Hinweis für Redaktionen:

Das Foto der überschwemmten Lachmöwen-Kolonie auf Hallig Norderoog darf nur zur Berichterstattung über die Kükenflut Ende Mai 2022 unter der Fotografenangabe Jannis Dimmlich/Verein Jordsand verwendet werden.

Kontakt

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.

Bornkampsweg 35

22926 Ahrensburg

Tel.: 04102 32656

Email: info@jordsand.de


Spendenkonto Sparkasse Holstein

Kontonr.: 90020670

BLZ: 21352240

IBAN: DE94 2135 2240 0090 0206 70

BIC: NOLADE21HOL

Spendenkonto Postbank Hamburg

Kontonr: 003678207

BLZ: 20010020

IBAN: DE84 2001 0020 0003 6782 07

BIC: PBNKDEFFXXX