Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Staatssekretär Tobias Goldschmidt vom Schleswig-Holsteinischen Umweltministerium und Landtagskandidatin Silke Backsen (Bündnis 90/Die Grünen) informierten sich beim Vogelwart Jannis Dimmlich vom Verein Jordsand über die negativen Folgen des Klimawandels für die einheimischen Seevögel. Foto: Veit Hennig/Verein Jordsand
Norderoog. Eigentlich wohnen auf Hallig Norderoog in der Kernzone des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer nur tausende Seeschwalben, Möwen und der Vogelwart des Vereins Jordsand, Jannis Dimmlich. Am Freitagmittag besuchte Bundesumweltministerin Steffi Lemke gemeinsam mit dem Staatsekretär Tobias Goldschmidt vom Schleswig-Holsteinischen Umweltministerium und der Landtagskandidatin Silke Backsen (Bündnis 90/Die Grünen) das Eiland, um sich über die Folgen des Klimawandels für die einheimischen Seevögel zu informieren. „Bereits heute sorgen die zunehmenden Sommersturmfluten -wie zuletzt 2020- für große Verluste bei Gelegen und Küken auf den ungeschützten kleinen Halligen. Der Meeresspiegelanstieg nimmt den Seevögeln so einen der letzten ungestörten Brutplätze an der Nordsee“, sagt Naturschützer Dimmlich.
Gemeinsam mit dem Biologen Dr. Veit Hennig von der Universität Hamburg erläuterte Dimmlich seinen Gästen die neue Machbarkeitsstudie des Naturschutzvereins namens Klimahallig. Der Verein Jordsand plant ab Mai die Effekte des Klimawandels und des Meeresspiegelanstieges auf den Schlupf- und Bruterfolg der Seevögel zu untersuchen. Ziel der Studie soll es sein, ein ökologisches Monitoring zu den Folgen des Klimawandels auf der Hallig zu etablieren und die Hallig als virtuell-medialen Träger zu einem begreifbaren Synonym für die Problematik des Klimawandels mit all seinen Auswirkungen im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer zu entwickeln.
Hintergrund:
Die Vogelschutzhallig Norderoog befindet sich seit 1909 im Privatbesitz des gemeinnützigen Naturschutzvereins Jordsand. Weit draußen vor der nordfriesischen Küste liegt die kleine Hallig in der Schutzzone I des Nationalparks und im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Sie darf zum Schutz der dortigen Seevogelkolonie nur mit einer Führung oder Ausnahmegenehmigung betreten werden. Von April bis Oktober lebt einzig ein:e Vogelwart:in des Vereins Jordsand auf dem Eiland.
Norderoog ist der bedeutendste Brutplatz der stark gefährdeten Brandseeschwalbe an der schleswig-holsteinischen Nordsee. Neben den Brandseeschwalben brüten weitere typische Küstenvögel auf der Hallig, wie die kleineren Küsten- und Flussseeschwalben, Austernfischer sowie Rotschenkel. Außerdem gibt es Kolonien von Lach-, Silber- und Heringsmöwen. Daneben kommen Eiderenten, Brandgänse und seit einigen Jahren auch Graugänse vor. Insgesamt brüten jährlich mehr als 10.000 See- und Küstenvögel auf Norderoog.
Da heutzutage an der Küste so gut wie keine Ausweichflächen für bodenbrütende Seevögel mehr zu finden sind und bei zunehmendem Tourismus Rückzugsgebiete für Tiere immer wichtiger werden, steckt der Naturschutzverein viel Energie und Geld in den Schutz der Hallig und seiner gefiederten Bewohner. Mehr als 40 Jahre lang sicherte der Verein Jordsand die Hallig mit selbstgebauten Lahnungen vor Sturmfluten. Diese wurden jeden Sommer von freiwilligen Helfer:innen in Handarbeit errichtet. Mittlerweile bildet der vorgelagerte Norderoogsand einen natürlichen Schutzwall für die Hallig. Der Zustand wird jedes Jahr vor der Brutzeit durch eine gemeinsame Begehung mit Mitarbeiter:innen des Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) neu bewertet.
Mehr Informationen unter www.jordsand.eu/schutzgebiete/hallig-norderoog.
Hinweis für Redaktionen: Das Foto von Hallig Norderoog darf nur zur Berichterstattung zum Besuch der Bundesumweltministerin unter der Fotografenangabe „Veit Hennig/Verein Jordsand“ verwendet werden.