Das Sturmtief Ignatz richtete am 22. und 23. Oktober 2021 in weiten Teilen Deutschlands erhebliche Schäden an. Was des einen Leid, ist des anderen Freud. Denn auf der Vogelschutzinsel Scharhörn, mitten in der Kernzone des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer gelegen, konnte so die ausgewiesene natürliche Dynamik greifen. Der Sturm brachte erhöhte Wasserstände mit sich, Wellen schlugen an die Dünenkante der Insel, die seit den 1940er Jahren in den Sommermonaten von einem Vogelwart des Vereins Jordsand betreut wird. Der Wellenschlag und der Wind führten zu Abbrüchen an der Dünenkante. Große Teile der äußersten Dünen sind vom Meer weggerissen worden, kleine Primärdünen am Strand wurden eingeebnet. Ehemals versandeter Meeresmüll kommt wieder zum Vorschein.
Noch bis in die 1980er Jahre hinein wäre eine solche Beobachtung erschreckend gewesen, denn Scharhörn wurde damals nach jeder Sturmflut immer kleiner. Mittlerweile befindet sich neben dem Eiland die künstlich aufgeschüttete Schwesterinsel Nigehörn. Beide Inseln wachsen aufeinander zu. Eine große Salzwiese hat sich gebildet, die sich immer weiter Richtung Süden erstreckt. Im Winter 2018 profitierte Scharhörn zudem von langen, kalten Wetterperioden mit Ostwind. Sand wehte auf, eine neue Düne im Osten der Insel bildete sich.
So ist der neuerliche Dünenabbruch an der Nordseite für die Insel gut zu verkraften. Es bleibt spannend, wie lange sich der nördlichste Dünenkamm halten und wie sich die Düneninsel Scharhörn weiter entwickeln wird.