Mit Fernglas und Zähluhr beim Robbenmonitoring auf der Helgoländer Düne.
Mein Name ist Finn Becker. Seit Anfang August lebe ich für ein Jahr auf der Insel Helgoland und unterstütze als FÖJler den Verein Jordsand.
Die kleine Insel Helgoland ist von dem zweiten Lockdown stark betroffen. Es gibt keine Touristen, welche die kleinen Straßen und Gassen Helgolands beleben könnten. Um Kontakte zu reduzieren und die Verbreitung des Virus zu verhindern, bleibt die Hummerbude des Verein Jordsands geschlossen. Für mich und die anderen Mitarbeiter des Vereins bringt diese Maßnahme eine erhebliche Veränderung der Arbeit mit sich. Die Öffentlichkeitsarbeit, welche normalerweise einen sehr großen Bereich unserer Arbeit ausmacht, wurde aufgrund der aktuellen Landesverordnung in Schlweswig-Holstein, komplett gestrichen. Wir bleiben jedoch nicht tatenlos. Es gibt genug andere Tätigkeiten, denen wir nachgehen dürfen und müssen.
Zum einen sind natürlich immer noch Meeressäuger auf der Düne, welche gezählt und erfasst werden müssen. Gerade jetzt Richtung Winter kommen die Kegelrobben in die sensibelste Periode des Jahres: Ihre Wurfzeit. Bei dem sogenannten Robbenmonitoring gehe ich, zusammen mit den Rangern der Gemeinde Helgoland, die Strände der Düne ab und dokumentiere die Anzahl der Meeressäuger auf den Stränden. Wichtig ist es dabei, dass Kegelrobben und Seehunde getrennt gezählt werden. Eine weitere Besonderheit sind die Jungtiergeburten der Kegelrobben. Helgoland stellt den wichtigsten Wurfplatz dieser bedrohten Tierart in Deutschland dar. Die Jungtiere werden nicht selten weit im Düneninneren geboren, was die Zählung komplexer und unübersichtlicher, aber nicht weniger aufregend und spaßig gestaltet.
Ein weiterer großer Bereich unserer derzeitigen Arbeit ist das Verfassen des Jahresberichts. In diesem werden verschiedenste Daten, welche über das Jahr gesammelt wurden, zusammengefasst und ausgewertet. Aufgrund der schieren Datenmenge erfordert diese Aufgabe einen enormen Zeitaufwand. Daher wurde der große Jahresbericht in einzelne kleine Teilbereiche aufgeteilt. Auch wir Freiwilligen dürfen Teilbereiche übernehmen und verfassen, welche zum Schluss zu einem etwa 40-seitigen Jahresbericht zusammengefasst werden.
Zuletzt haben wir Freiwilligen nun vermehrt Zeit, um unsere selbst ausgesuchten Projekte zu verwirklichen. Die Projekte sollen selbstständig geplant und verwirklicht werden. Ich befinde mich gerade in der Planung und Ideenfindung für dieses Projekt: Die Entwicklung einer Karte oder eines Flyers für Gäste, anhand derer sie ihre Strandfunde bestimmen und dokumentieren können. Auch für das Projekt wird im Anschluss ein Bericht geschrieben.
Insgesamt ist es sehr ruhig auf der Insel geworden. Kein touristischer Trubel in den Straßen und wenige Besucher auf der Düne. Dadurch ist unsere Arbeit nun eher theoretisch geworden. Keine besucherlenkenden Maßnahmen oder Führungen und keine Interaktion mit Besuchern. Es ist wirklich etwas Besonderes, das Leben auf der Insel auch in einer solchen Situation kennenzulernen.