Schönheit und Stille...

 

….. habe ich gesucht und gefunden, hier im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. Der ursprüngliche Plan war, ein halbes Jahr als Vogelwart auf Scharhörn zu arbeiten, nun ist alles anders. Durch die Coronakrise konnten keine anderen Helfer*innen und Praktikant*innen kommen und ich arbeite hier auf Neuwerk, zusammen mit Imme Flegel, der Gebietsbetreuerin vom Verein Jordsand. Das ansonsten menschenleere Nationalpark-Haus ist der gemeinsame Mittelpunkt unserer Arbeit. Sonst ist hier zu Ostern schon immer reger Gästeverkehr. Da es keine Gäste gibt, tun wir das was Vogelwarte gewöhnlich tun: Rundgänge im Gelände, Vögel beobachten, Wasservogelzählung, Gänsemonitoring, Daten eingeben, Listen erstellen, Müll sammeln und es ist die Zeit der Brutvogelkartierung.

 

Ganz unbeeindruckt von unseren Menschenproblemen folgen die Vögel ihren Impulsen, wie seit Jahrtausenden. Für viele Arten ist das Wattenmeer eine wichtige Zwischenstation auf ihrem jährlichen Zug von Süd nach Nord in ihre Brutgebiete und später im Jahr wieder zurück in ihre Überwinterungsgebiete. Bis zu 12 000 Ringel- und Weißwangengänse rasten zurzeit hier und fressen sich Reserven an.

 

Brandgänse und Austernfischer finden sich langsam zu Paaren zusammen, aber es scheint, dass die Lust zu brüten, bei vielen Arten noch recht begrenzt ist. Bei den Feldlerchen rückt die Zeit der zweiten Kartierung heran, aber ihr Gesang ist sehr spärlich und auch die anderen der zahlreichen Singvogelarten die hier brüten, verstummen immer wieder, wenn der eisige Nordwind über die Insel fegt, so wie an diesem Ostermontag. Aber der Frühling ist noch jung und irgendwann werden die Tiere ihrem Drang folgen und Nester bauen und sich paaren und ihre Jungen aufziehen, so wie in jedem Jahr. Die Lachmöwen und vielen Brandseeschwalben, die hier auf Neuwerk brüten (756 Brutpaare waren es im letzten Jahr!), sind mit Wetter anscheinend nicht sonderlich zu beeindrucken. Sie haben ihre Kolonieplätze schon besetzt und sind mitten in der Balz.

 

Auch Watvögel in mehr oder weniger großer Zahl können wir hier immer noch beobachten: Brachvögel, Steinwälzer, Knutt, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Grünschenkel, Alpenstrandläufer, Goldregenpfeifer und auch der sehr selten gewordene Sandregenpfeifer sind hier. Auch von ihnen werden hoffentlich einige wieder hier brüten und die anderen werden weiterziehen. Nicht zu vergessen der allgegenwärtige Austernfischer, dessen Ruf an stillen Tagen die Luft über der Insel erfüllt. Gerne raste ich an milden Tagen auf einer Bank im Ostvorland und lausche hinein in die Stille, die nur von den Rufen der Vögel durchbrochen wird und manchmal ist irgendwo in der Ferne das Flöten des Großen Brachvogels zu hören.

 

Ich freue mich, Teil dieser wichtigen Arbeit zu sein, die von Vereinen wie Jordsand und vielen anderen engagierten Menschen seit vielen Jahrzehnten gemacht wird, um wenigstens einen Teil der Artenvielfalt und Ökosysteme zu retten. Ich wünsche mir, dass wir es schaffen unser Leben so in diese Welt zu integrieren, dass diese Vielfalt dauerhaft erhalten bleibt, für uns, für die, die nach uns kommen und für die vielen Mitbewohner auf unserem Planeten.

 

Gerd Carlsson

 

 

Bundesfreiwilliger beim Verein Jordsand  (April 2020)

Kontakt

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.

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22926 Ahrensburg

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