Ein froh jodelndes „ho-o-AHuhAh… ho-o-AHuhAh“ oder ein fast schon an einen Uhu erinnerndes „oOUHh“
- so hört man es in letzter Zeit immer häufiger vom Wasser her rufen. Es sind die ersten balzenden Eis- und Eiderenten, die sich unüberhörbar Aufmerksamkeit verschaffen. Beide Arten können nahezu ganzjährig in den Gewässern um die
Greifswalder Oie beobachtet werden. Während der Winter- und Frühlingsmonate
steigt die Anzahl der rastenden Meeresenten deutlich an, da nun auch viele
Enten aus den nördlichen Bereichen der Ostsee, Nordnorwegen und
Nordwestrussland zum Überwintern in die südlicher gelegenen Teile der Ostsee ziehen. Während die Eiderenten mit alljährlich um die 30 Brutpaare an den Stränden der Oie brüten, überwintern die Eisenten im Greifswalder Bodden und den angrenzenden Küstengewässern. Ihr aktuell erhöhtes jahreszeitliches Vorkommen richtet sich dabei nach der Verfügbarkeit ihrer Hauptnahrungsquelle
im Bodden - dem Heringslaich. So konnten in den letzten Wochen große Schwärme von bis zu schätzungsweise 150.000 Individuen beobachtet werden – ein besonderer Anblick!
Hin und wieder lassen sich auch Tordalken und mit etwas Glück auch deren hier seltener vorkommende Verwandte Trottellumme oder sogar Gryllteisten beobachten. Zuletzt wurden einige Exemplare beider Arten durch starke Nordwinde in die Gewässer rund um die Oie verweht. Hauptsächlich werden diese Arten beim Seawatching beobachtet.
Unter Seawatching versteht man das Beobachten der über dem offenen Meer vorbeiziehenden (bzw. rastenden)
Vögel von einem zumeist erhöhten Beobachtungspunkt aus. Es ist eine wirklich spannende Form der Vogelbeobachtung. Weniges ist schöner, als bei stürmischem Wetter am Nordausguck der Insel zu stehen und vom Wind durchgepustet Vögel zu beobachten. Aufgrund ungünstiger Beobachtungsbedingungen (zu hoher Wellengang, Flimmern über dem Wasser, böiger Wind) müssen immer wieder Vögel unbestimmt ziehen gelassen werden. Doch das ist beim Seawatching vollkommen normal!
Anfangs kann diese Form der Beobachtung recht frustrierend sein, da viele Vögel weit draußen über dem Meer
fliegen oder nur kurz auf den Wellenbergen erscheinen und dann kaum Zeit für eine Bestimmung bleibt. Doch man lernt schnell dazu und immer wieder gelingen schöne Beobachtungen! Zuletzt war eine solche Beobachtung 289 binnen einer Stunde durch Frachtschiffe aufgescheuchte Seetaucher (Pracht-, Sterntaucher und unbestimmte Individuen zusammengerechnet) – die höchste bisher erfasste Seetaucheranzahl für das NSG.
Sollte sich euch die Möglichkeit bieten auf das Meer zuschauen, ab mit euch an die frische Luft und
viel Spaß und Erfolg beim Beobachten!
Lars Redetzke, BFDler Greifswalder Oie