SIEBEN WOCHEN SEMESTERFERIEN UND WAS TUN? – NATÜRLICH EIN PRAKTIKUM BEIM VEREIN JORDSAND!
Franziska begann ihr Praktikum im Februar und befand sich auf Sylt, als die Maßnahmen bezüglich der Corona Krise verschärft wurden. Mittlerweile hat sie die Insel verlassen und ist wieder zuhause. Zur Zeit werden keine neuen Praktikanten*innen angenommen.
Meine Entscheidung, in meinen Semesterferien ein freiwilliges Praktikum zu machen, verlief sehr spontan. Da ich Geographie studiere und vorher schon einen BFD beim NABU gemacht habe, war mir
klar: Ein Praktikum im Naturschutz, am besten mit ornithologischem Bezug, wäre perfekt. Also fing ich an zu googeln und stieß dabei auf den Verein Jordsand, einen gemeinnützigen Verein zum Schutz
der Seevögel, der sowohl an der Nord- als auch an der Ostseeküste eigene Schutzgebiete betreut. Einige Anrufe mit Eric Walter, dem Leiter der Regionalstelle NF, und Mails mit der jetzigen
BFDlerin am Rantumbecken, Rondra Gerhardt, später, hatte ich die Zusage und packte meine Sachen.
Die Anreise nach Sylt verlief problemlos, und so stand ich am 16. Februar vor dem ADS-Schullandheim in Rantum, wo die Freiwilligen vom Jordsand zusammen mit den Freiwilligen von der Schutzstation
Wattenmeer in einer großen WG zusammen wohnen. Ich wurde sehr herzlich empfangen und wir verstanden uns alle auf Anhieb sehr gut.
Die nächsten Tage wurde ich von Rondra eingearbeitet. Wir starteten direkt am Montag mit den wöchentlichen Salz- und Wasserstandsmessungen rund um das Rantumbecken. Diese sind nötig, um einen
ausreichenden Anteil an Salzwasser im Becken gewährleisten zu können. Da das Gebiet des heutigen Rantumbeckens ursprünglich Teil des Wattenmeers war, welches in den 30ern eingedeicht wurde, um
einen tideunabhängigen Wasserflughafen zu errichten, besteht es auch heute noch zu einem Großteil aus Salzwasser. Lediglich die Schilfflächen im Norden und Westen des Beckens stellen
Süßwasserflächen dar, welche durch das unkontrollierte Einleiten von Abwässern aus dem nördlich gelegenen Klärwerk und den Grünflächen des Nössekoogs entstanden sind. Um dieses Gleichgewicht aus
Süß- und Salzwasser beizubehalten, ist es wichtig, den Salzgehalt regelmäßig zu kontrollieren, um gegebenenfalls Salzwasser aus der Nordsee in das Becken einleiten zu können.
Neben den Salz- und Wasserstandsmessungen gehören zur praktischen Schutzgebietsbetreuung ebenfalls die alle zwei Wochen stattfindende Springtidenzählung (STZ) und das Spülsaummonitoring. Bei der
STZ, welche mit zu meinen Lieblingsaufgaben zählt, erfassen Freiwillige zur Hochwasserzeit den gesamten Bestand an Vögeln auf der Insel. Bei uns lief das so ab, dass wir mit unseren Fahrrädern
und unseren Spektiven und Ferngläsern einmal das gesamte Rantumbecken umrundet und an festgelegten Zählpunkten alle Vogelarten erfasst und die Anzahl an Individuen gezählt haben. Teilweise kamen
wir allein bei einer einzigen Art wie bspw. Ende März bei den Alpenstrandläufern auf bis zu 10.000 Individuen und haben seltene Arten wie Rotschenkel oder Kiebitzregenpfeifer beobachten
können! Das Spülsaummonitoring findet dagegen am Weststrand der Insel statt. Dabei läuft man am Strand bei Hochwasser ein bestimmtes Gebiet ab und sammelt Müll, der vom Meer angespült wird.
Diesen wertet man dann am Ende aus. Wir haben zum Teil echt komische Sachen gefunden wie bspw. Schuhe, Zwiebeln, eine Ananas und viele Handschuhe, Netze und Schnüre von Fischerbooten.
Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich am Rantumbecken ist das Durchführen von Umweltbildungsveranstaltungen. Wir haben drei Mal wöchentlich vogelkundliche Führungen durchgeführt, bei denen wir
den Besuchern viel über die Geschichte des Rantumbeckens und die Vogelwelt hier im Wattenmeer erklärt haben. Die Führungen haben mir auch immer sehr viel Spaß gemacht, besonders weil ich selber
auch viel Neues über die Vögel hier und den Vogelzug lernen konnte.
Ansonsten ist Sylt einfach eine unfassbar schöne und vielseitige Insel mit langen Sandstränden an der Westseite, die ideal sind, um lange Strandspaziergänge zu unternehmen, und dem Wattenmeer an
der Ostseite, großflächigen Dünen- und Heidelandschaften und hohen Kliffs.
Ich kann nur jedem empfehlen, egal ob mit ornithologischen Vorkenntnissen oder ohne, ein Praktikum beim Verein Jordsand zu machen. Ich hab in diesen 6 Wochen sehr viel dazugelernt, meine
Artenkenntnis um einiges erweitert und sehr viel Neues über das Management von Naturschutzgebieten und das Durchführen von Umweltbildungsveranstaltungen gelernt.
Franziska Leimkühler