Fotos: Verein Jordsand
Es ist in jedem Jahr eine Herausforderung: 8 Wochen, 80 ehrenamtliche Halligschützer und jede Menge Schlick. Je nach Erfahrung und Wissensdurst haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workcamps auf Norderoog enge Tuchfühlung mit den Nordseeelementen aufgenommen. Die Umgebung ist nicht alltäglich: Mitten im Weltnaturerbe und Nationalpark Wattenmeer liegt die Hallig. Sie ist momentan der einzige nennenswerte Brutplatz für Brandseeschwalben in Schleswig-Holstein (Bild 1). Ziel ist es, mit den Arbeiten zum Uferschutz die Halligfläche zu erhalten und den Seevögeln weiterhin einen Lebensraum zu bieten.
Bereits im März wurde Norderoog mit einem vielköpfigen Team aus Sachverständigen bereist, um das Ausmaß an Winterschäden zu begutachten und eine Reparaturliste anzufertigen. Die glücklicherweise überschaubare Liste der Baustellen konnte im Laufe der 8 Wochen Workcamps gut abgearbeitet werden. Mit tatkräftiger Unterstützung der Mitarbeiter des Landesbetriebs für Küstenschutz und Nationalpark (LKN) haben auch süddeutsche Binnenländer das norddeutsche Handwerk des Lahnungsbaues erlernt und erfolgreich umgesetzt. Da wurden Pfähle eingerammt, Matratzen gepackt und Verspannungen erneuert (Bild 2). Die Arbeitszeiten immer im Rhythmus der Gezeiten: bei Hochwasser pausieren, bei Niedrigwasser schuften. Neben den ungewöhnlichen Arbeitstagen war auch das Leben auf der Hallig besonders: kein fließendes Wasser, wenig Solarstrom, Erdkühlschrank, Freiluftbadezimmer und Plumpsklo mit traumhafter Aussicht.
In diesem Jahr gab es von tropischer Hitze bis zum Herbststurm alles was das Wetter zu bieten hat. War während des ersten Workcamps Ende Juli noch die Versorgung mit Getränken an den Baustellen wichtiger Bestandteil der täglichen Routine, schien im September der Blanke Hans die Halligbesucher mit Sturm und Flut vertreiben zu wollen. Mit Wasserständen bis zu 1 Meter über dem mittleren Hochwasser gab es fast schon fließend Wasser in den Schlafzelten. Der Steg zum Bootsanleger war jedenfalls nicht mehr sichtbar (Bild 3). Auch der Wind tat sein Bestes und pustete mit bis zu 9 Windstärken um die auf Stelzen stehende Hütte des Vogelwarts und rüttelte ordentlich an den Zelten.