Hohe Brutverluste auf Helgoland und an der schleswig-holsteinischen Westküste
Auf der Hallig Norderoog überlebten viele Brandseeschwalben-Küken die Hitzewelle der letzten Monate
nicht.
Foto: U. Bolm-Audorff
Die diesjährigen Zählungen des Vereins Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e.V. ergaben für viele Seevogelarten auf Helgoland und an der Westküste Schleswig-Holsteins einen sehr schlechten Bruterfolg. Der Verein ist in Norddeutschland für die Betreuung vieler Seevogelarten in 20 Schutzgebieten an Nord- und Ostsee zuständig.
Auf Helgoland brüten im Naturschutzgebiet Lummenfelsen fünf für Deutschland einzigartige Brutvögel: Tordalk, Trottellumme, Eissturmvogel, Dreizehenmöwe und Basstölpel. Schon Ende Mai fiel auf, dass in den Klippen viele Brutplätze unbesetzt waren. Vor allem bei der Dreizehenmöwe lag die Anzahl der Brutpaare ca. 40 % unter der Anzahl vom letzten Jahr. Viele Dreizehenmöwen, aber auch viele Trottellummen, einige Tordalke, viele Basstölpel und ein großer Teil der Eissturmvögel brachen ihre Brut vorzeitig ab. Eine so hohe Brutaufgabe wurde in den letzten Jahrzehnten nie beobachtet.
Die Bestände der in den Helgoländer Klippen brütenden Seevogelarten, außer denen der Dreizehenmöwe und des Eissturmvogels, hatten dabei in den vergangenen Jahren zugenommen. Elmar Ballstaedt, ornithologischer Schutzgebietsbetreuer für den Verein Jordsand auf Helgoland und Jochen Dierschke, Technischer Leiter der Vogelwarte Helgoland, vermuten, dass vor allem die extremen Wetterbedingungen für den schlechten Bruterfolg verantwortlich sind. Nach einer untypischen Kältewelle im März waren Frühjahr und Sommer ungewöhnlich warm und trocken. Ein Großteil der Brutvogelarten brütet von April bis August in den Klippen der Westseite der Insel Helgoland. Durch Hitze und fehlenden Westwind wurde es dort vermutlich zu heiß für eine Brut. Durch die Brutaufgaben wirkten dann im Laufe des Junis manche Bereiche der Klippe wie leergefegt.
Auch die Brutvogelzählungen in anderen Schutzgebieten des Vereins Jordsand an der Westküste Schleswig-Holsteins ergaben zum Teil starke Bestandseinbrüche bei Großmöwen- und Seeschwalbenkolonien. So brüteten z.B. auf Amrum in diesem Jahr weniger Silber- und Heringsmöwen und hatten im Vergleich zum Vorjahr weniger Küken. Auf der Hallig Norderoog war zwar die Anzahl der Brutpaare bei den Brandseeschwalben so hoch wie in den anderen Jahren zuvor, aber viele Küken überlebten die Hitzeperiode nicht und es gab keine Spätbruten. Auf Hallig Südfall gab es neben den Temperaturproblemen auch Probleme mit Ratten, die in der Lachmöwenkolonie für Verluste sorgten.
Ein schlechter Bruterfolg kommt bei Seevögeln immer wieder einmal vor, ein Grund zur Beunruhigung besteht vorerst also nicht. Es handelt sich um langlebige Vögel, die mitunter 20-30 Jahre Zeit haben, um für ausreichend Nachwuchs zu sorgen. Die durch den Klimawandel vermehrt auftretenden Extremwetter mit Hitze- und Kältewellen betrachten die Ornithologen allerdings mit Sorge.
Für die in den letzten Jahren stark zurückgegangenen Brutbestände von Dreizehenmöwe und Eissturmvogel auf Helgoland ist das schlechte Brutjahr 2018 ein weiterer Rückschlag. Zumindest bei den Trottellummen gab es aber bei vielen Paaren einen Bruterfolg, etliche junge Lummen sprangen in der zweiten Junihälfte noch erfolgreich aus den Klippen ins Wasser. Die Basstölpel sind am Helgoländer Lummenfelsen nach wie vor aus nächster Nähe bei ihrem Brutgeschäft zu beobachten und von Anfang August bis Mitte Oktober sollten hunderte von Jungvögeln ausfliegen.
Kontakt:
Ina Brüning
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