Silberner Austernfischer 2014

Silberner austernfischer 2014

Der Verein Jordsand zeichnet Gert Dahms mit dem "Silbernen Austernfischer" aus.

Zum zweiten Mal verleiht der Verein Jordsand den „Silbernen Austernfischer“ für besondere Verdienste im See- und Küstenvogelschutz. Der diesjährige Preisträger ist Gert Dahms, der für seinen Jahrzehnte währenden Naturschutzeinsatz im Unterelberaum geehrt wird.

 

Seit über 40 Jahren betreut der ehemalige Polizeibeamte die Insel Schwarztonnensand. Die in den 1970er Jahren aufgespülte Sand- und Schlickbank liegt in der Unterelbe vor Drochtersen im Kreis Stade. Sie ist  hochwassersicher und zu einem wertvollen Brutgebiet für Wasser- und Küstenvögel geworden. Seit 1973 betreut der Verein Jordsand das Gebiet, 1982 übernahm Gerd Dahms das Referentenamt.

 

Im Raum Stade und darüber hinaus ist Gert Dahms auch als „Storchenvater“ bekannt geworden. Mehr als 2.500 Jungstörche wurden von ihm beringt. Er folgt ihnen bis heute in die Winterquartiere nach Südfrankreich und Spanien, um Ringe abzulesen und das veränderte Zugverhalten und das Erschließen neuer Nahrungsquellen zu erforschen.

 

Dr. Eckart Schrey, der Vorsitzende des Vereins Jordsand, nennt weitere Gründe für die Auszeichnung: „Mit der Verleihung des Silbernen Austernfischers würdigt der Verein Jordsand auch den Einsatz von Gert Dahms beim Kampf gegen die Eindeichung des benachbarten Asselersandes. Hier gelang es unter seiner tatkräftigen Mitwirkung, dass etwa die Hälfte des Gebietes außendeichs verblieb und unter Naturschutz gestellt werden konnte".


Lieber Gert, liebe Jordsanderinnen und Jordsander, liebe Gäste,

 

zum zweiten Mal verleiht der Verein Jordsand den „Silbernen Austernfischer“ für besondere Verdienste im See- und Küstenvogelschutz. Der heutige Preisträger ist Gert Dahms, ein Jordsand-Urgestein und seit Jahrzehnten in unserer Runde aktiv.

 

Gert Dahms und die Insel Schwarztonnensand – das ist eine seit über 30 Jahren bestehende Beziehung, vielleicht ist inzwischen sogar Liebe entstanden. Der Schwarztonnensand, früher eine Sand- und Schlickbank in der Unterelbe, wurde zwischen 1968 und 1977 hochwassersicher aufgespült und damit ein wertvolles Brutgebiet für Wasser- und Küstenvögel. Seit 1973 betreut der Verein Jordsand das Gebiet, 1982 übernahm Gerd Dahms das Referentenamt.

 

Die Vogelwärtergeschichte auf dem Schwarztonnensand begann mit Gymnasiasten aus Stade, die unter Gerts Anleitung auf der Insel zelteten und die Zwergseeschwalben bewachten, die sich damals recht schnell auf der neuen Insel angesiedelt hatten. Von 1976 bis 1989 waren die Vogelwärter in einem Bauwagen untergebracht, meist wurden Zivildienstleistende und Diplomanden eingesetzt. 1990 wurde dann die Blockhütte als erste feste Unterkunft auf der Insel errichtet, ein Meilenstein in der Geschichte des Schutzgebietes.

 

Der Verein Jordsand hatte bereits vorher schon von Gerts Organisations- und Aufbauqualitäten profitiert: von 1970 bis 1976 war Gert Dahms Schutzgebietsreferent des Hullen, ein Außendeichgebiet an der Unterelbe im Bereich der Ostemündung. Heute ist das Gebiet zum großen Teil hinter dem vorverlegten Elbdeich verschwunden, zuvor galt es als ein Geheimtipp bei Ornithologen und anderen Naturfreunden. Und Gert sorgte auch hier für die Unterbringung der Vogelwärter, zunächst in einem Bauwagen, später im hergerichteten Scheinwerferturm des ehemaligen Flak-Bunkers. Wertvolle Beobachtungsdaten wurden gesammelt, vor allem über die damals noch sehr zahlreich brütenden Limikolen, sie mündeten in zahlreichen Publikationen. Kontakte zu allen bekannten Vogelkundlern der Region entstanden, und mit dem Thema Zugvögel auch weit darüber hinaus.

Die Liebe zur Vogelwelt, gekoppelt mit ausgeprägter „Zugunruhe“, war bei Gert schon früh erkennbar. Bereits als Dreijähriger war er mit einem Bollerwagen in der heimatlichen Feldmark in Westpreußen unterwegs. Kurz vor dem Anrücken einer Polizei-Hundertschaft wurde er dann einige Kilometer vom Zuhause entfernt unversehrt und fröhlich von der Familie geborgen. 

 

Er zeichnete sich schon in der Schule durch eindrucksvolle Kenntnisse der Vogelwelt aus. Überliefert ist eine Abfrage des Klassenlehrers der Grundschule in Himmelpforten zur Unterscheidung von Fitis und Zilpzalp. Gert wusste es. Und der Lehrer offenbar auch! Das muss man heute sicherlich genauso hervorheben. Es folgten Pfadfinderjahre mit ausgeprägten Erkundungstouren in der heimischen Natur und später Fahrten ins europäische Ausland, immer verknüpft mit Neugier und Forscherdrang. Freundschaftliche Kontakte entstanden, die bis heute halten. So setzt sich das Fernweh bis heute mit Reisen in die ganze Welt fort, meist mit ornithologischem Inhalt und oft als Reiseleiter, wo er sein umfassendes Wissen an andere weitergeben kann.

In der heimatlichen Elbmarsch wurden die Zwergschwäne ein Schwerpunkt von Gerts Interessen. Wie kam es dazu?

 

Im März 1971 erschienen auf den Außendeichswiesen vom Asselersand die ersten „Gelbärsche“. Das waren Zwergschwäne mit gelben Schwänzen und gelben Flügelspitzen, markiert durch den Wildfowl Trust in Slimbridge/England, durch Peter Scott. Es kam zu ersten Kontakten, viele Besuche in England und umgekehrt in Deutschland schlossen sich an. In dieser Zeit begründete sich eine lange Zusammenarbeit mit sehr vielen freundschaftlichen Kontakten.

 

Es ist aber kennzeichnend für Gert, dass er sich mit Kennenlernen und wissenschaftlichem Austausch nicht zufrieden gab. Er spannte die Briten – genannt seien hier neben Sir Peter auch Geoffrey Matthews und Jeffery Harrison - für den Kampf gegen die Eindeichung des Asselersandes ein. Der Erfolg: Die Hälfte des Asselersand (ca. 300 ha) wurde nicht eingedeicht. Und noch mehr: es folgte dann auch der Verzicht auf die Ansiedlung von Schwerindustrie und die Ausweisung des Asselersands und des Schwarztonnensands als Naturschutzgebiet. Es war ein langer und letztlich doch erfolgreicher Kampf, in den Gert integriert war.

Aber was wäre eine Laudatio über Gert ohne die Störche?

 

Überliefert ist auch hier eine Geschichte aus der Kinderzeit. Gert beobachtete im heimatlichen Himmelpforten einen großen weißen Vogel, der auf einem Reetdach an der Hauptstraße stand. Der kleine Gert: „Oh guck mal Mutti, eine Gans auf dem Dach bei Onkel Heini!“ Die Mutter: „Das ist doch ein Storch.“ Ja, und am nächsten Tag kam beim Bäcker ein Kind zur Welt. Es war der Beginn seines Interesses und seiner Arbeit am Weißstorch, die bis heute anhalten.

 

Bereits mit 18 Jahren hatte der naturbegeisterte junge Gert den Beringerschein der Vogelwarte Helgoland. Und zunächst fing und beringte er alles, was er mit zum Teil selbst gebauten Fanganlagen erwischen konnte. In Absprache mit Friedrich Goethe, dem damaligen Direktor der Vogelwarte, konzentrierte er sich dann später – natürlich - auf den Weißstorch. Betreuungsgebiet wurde insbesondere der Kreis Stade, es ging aber auch darüber hinaus ins benachbarte Niedersachsen und bis nach Schleswig-Holstein. 2.650 Jungstörche wurden von Gert bis 1986 beringt, eine schier unglaubliche Anzahl. Zusammen mit Freunden folgte er ihnen bis in die Winterquartiere nach Südfrankreich und Spanien, um Ringe abzulesen und das veränderte Zugverhalten und das Erschließen neuer Nahrungsquellen zu erforschen.

 

Gert ist ein Weltenbummler geworden. Er hat so gut wie alle Länder Europas bereist, er war in allen Kontinenten dieser Erde unterwegs, immer auf der Suche nach Natur-Erlebnissen und Wissenswertem. Besonders Inseln haben es ihm angetan: die Seychellen mit den Feenseeschwalben,

Madagaskar mit den Lemuren, Madeira mit den Sturmtauchern, die Antarktis mit den Pinguinen, die Malediven mit den Korallenfischen, Neuseeland mit den Kiwis, verschiedene Südseeinseln mit endemischen Papageien oder auch Papua Neu Guinea mit den Paradiesvögeln.

 

…. Und der Schwarztonnensand mit seinen Karmingimpeln. Der Zugvogel Gert Dahms hat nie verleugnet, wie wichtig ihm sein heimatliches Brutrevier war. Erkennbar ist dieses nicht nur durch seinen umfassenden Einsatz beim Schutz der Natur an der Unterelbe, sondern nicht zuletzt auch beim Einsatz auf den Deichen bei der Katastrophenflut im Februar 1962. Im Kreis Stade brachen die Deiche in einer Nacht an 51 Stellen, mehrere Menschen kamen dabei ums Leben.

 

Noch immer ist Gert Jordsand-Referent für den Schwarztonnensand, und nach wie vor ist es der „Kümmerer“ Gert, der die Naturschutzarbeit dort überhaupt erst möglich macht. Eine kleine Überschlagsrechnung an einem Beispiel macht deutlich, was das heißt: Die Insel hat natürlich keine Trinkwasserleitung, wie viele Schutzgebiete unseres Vereins. Also muss es per Hand dort hingebracht werden. Und das funktioniert so: Die Kanister unter dem heimatlichen Wasserhahn auffüllen, sie dann ins Auto packen, aus dem Auto ins Boot verfrachten, aus dem Boot zu Fuß durch den Schlick schleppen, und zum guten Schluss geht es mit der Schubkarre 500m durch die Steppe bis zur Hütte. Wenn man nur 10 Liter pro Woche und Vogelwart annimmt, ergibt die Rechnung über die mehrmonatige Betreuungszeit in 40 Jahren eine Menge von mehr als 10 Tonnen, die per Hand über diese Strecke zu bewegen waren.

 

Lieber Gert, für all das, was du für den Verein Jordsand und darüber hinaus für den Naturschutz in der Unterelberegion in all den Jahren auf die Beine gestellt hast, sei dir herzlich gedankt. Es ist eine wahrhaftig beeindruckende Bilanz. Ich freue mich sehr, dass wir dich in diesem Jahr mit unserem Vereinsorden, dem „Silbernen Austernfischer“ auszeichnen dürfen. Damit verbunden wünsche ich mir und uns, dass du uns noch viele Jahre - gesund und munter wie immer - mit Rat und Tat zur Seite stehst.

 

Dr. Eckart Schrey

1. Vorsitzender

Kontakt

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.

Bornkampsweg 35

22926 Ahrensburg

Tel.: 04102 32656

Email: info@jordsand.de


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