ein gelungenes jubiläum auf der amrumer odde
Das schöne Wetter bildete die passende Kulisse für mehrere ganz besondere Jubiläen auf Amrum. Der Verein Jordsand, der das Naturschutzgebiet Amrumer Odde betreuende Naturschutzverein, feierte seine 75jährige Naturschutzarbeit an der Amrumer Nordspitze. Das Naturschutzgebiet Amrumer Odde selbst steht seit genau 80 Jahren unter Naturschutz. Zudem feierte auch Dieter Kalisch, Naturschutzreferent des Vereins Jordsand für die Amrumer Odde, sein 45jähriges Dienstjubiläum. Rund um diese Jubiläen wurde einiges geboten. Bereits am Freitagabend begann das Feierwochenende.
Die Auftaktveranstaltung am Freitagabend im Seeheim geriet zu einem interessanten Streifzug durch die Geschichte der Amrumer Odde und den dortigen Naturschutz. Die Dichte der anwesenden Vogelwarte muss immens gewesen sein, denn auf jede Frage, wer den und den aus der ganz alten Zeit noch kenne, gingen die Finger hoch. Eine glückliche, kleine Gemeinschaft.
Der Vortragende Georg Quedens, seit sechzig Jahren Jordsand-Mitglied – “vom Eiersammler zum Naturschützer mutiert” –, fütterte seinen Diaprojektor – “aus der späten Bronzezeit” – mit Bildern von Seeschwalben, Heringsmöwen und Austernfischern, gepaart mit Geschichten über Möweneiergelege, Amrums letzten Fuchs und jahrzehntelange Beobachtungen zu Brutverhalten, Eiderentengewimmel und den Kummer über die schwindenden Feldlerchenbrutpaare.
Mit dem Vortrag des Biologen und wissenschaftlichen Referenten der Odde, Henning Volmer über Flugrouten, Beringung und Synchronzählungen an den Küsten bis runter nach Afrika war man dann viel zu schnell in der Jetztzeit angekommen.
Dieter Kalisch, der 45-jähriges Odde-Dienstjubiläum feierte, wurde für sein unglaubliches Engagement mit einem Zahlenspiel geehrt, das zeigte, das er bei all seinen Reisen nach Amrum (über 1215 Fahrten), bei all seinen Arbeitszeiten an der Odde (20 volle Lebensjahre), seinen Kontrollgängen (18000 Kilometer) und all den Kümmerungen so viel Arbeitskraft und Geld in diese Insel gesteckt hat, dass es theoretisch locker für ein paar Reichtümer hätte reichen können. “Ach”, sagte Kalisch, und guckte glücklich in die Runde, “mein Perserteppich liegt überall hier an meinen Lieblingsorten.”
Am Samstag hatte der Verein Jordsand zur Offenen Tür im Vogelwärterhaus an der Amrumer Odde eingeladen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter stellten das Schutzgebiet und des dessen Bewohner und die Arbeit des Vereins vor. Zudem hatte der Verein zur Wattführung an der Amrumer Odde eingeladen. Etwa 50 Interessierte folgten der sachkundigen Führung des Nationalpark-Wattführers Dark Blome hinaus ins Watt. Er vervollständigte das bereits vorhandene Wissen der eigentlich recht wattkundigen Teilnehmer. „Eine interessierte und engagierte Mitläuferschaft“, wie Dark Blome bestätigte, „sie setzen sich für die Natur dieser Insel ein!“ Anschließend ging es zur Stärkung zurück zur Vogelwarte. Peter Koßmann, Bürgermeister der Gemeinde Norddorf auf Amrum, und Gemeindevertreter Freddie Flor überbrachten Grüße und Glückwünsche von der Gemeinde. Dr. Eckhart Schrey, Vorsitzender des Vereins Jordsand, dankte allen ehrenamtlichen Mitarbeitern des Vereins für ihre aufopferungsvolle Arbeit im Dienste des Naturschutzes, ohne die ein solch langjähriges Engagement nicht möglich wäre. Frank Timpe von der AmrumTouristik gratulierte zu beiden Anlässen und bedankte sich im Namen aller Inselbesucher, von denen immerhin ca. 75% auch wegen der herausragenden Inselnatur nach Amrum kommen, beim Verein Jordsand. Armin Jeß überbrachte Glückwünsche der Nationalparkverwaltung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und freute sich über die bisherige und zukünftige gemeinsame Naturschutzarbeit. Dies bekräftigte auch Dr. Thomas Chrobock vom Naturzentrum Amrum des Öömrang Ferian, und betonte auch die wichtige und nachhaltige Umweltbildungsarbeit, die der Verein Jordsand mit seinen Angeboten durchführt. Nach erfolgter Stärkung musste schon bald aufgebrochen werden, da die Jubiläumsfahrt mit Kapitän Bandix Tadsen auf der „Eilun“, die um die Amrumer Nordspitze herumführen sollte, noch auf dem Programm stand.
Die naturinteressierten Mitfahrer begeisterten sich an den ungewohnten Perspektiven auf die Insel und insbesondere auf das Naturschutzgebiet Amrum Odde. Während die gesamte Fahrt über in wechselnden Gesprächsrunden fleißig geplaudert wurde, trat eine bedächtige Stille ein, als Kapitän Bandix Tadsen die Eilun gekonnt langsam um die Kiesfläche an der Nordspitze manövrierte. Dort zeigte sich den Beobachtern dann auch die Bedeutung der abgesperrten Fläche: etwa 200 Eiderenten, mehrere Mittelsäger, Kormorane und einige Austernfischer nutzten die Spitze zum Rasten, und etwas höher auf dem Strand saßen Zwergseeschwalben und jeweils ein Paar Sandregenpfeifer, Küstenseeschwalben und Austernfischer gut getarnt auf ihren Eiern. Die Odde ist einer der bedeutendsten Brutplätze für Zwergseeschwalben in Schleswig-Holstein und so wurde an Bord auch fleißig diskutiert, wie viele Brutpaare der zierlichen Seeschwalben es in diesem Jahr wohl sein mögen. Doch nicht nur die Vögel begeisterten die Mitfahrer. Auch Seehunde, die immer wieder in der Nähe des Schiffes ihre Köpfe aus dem Wasser streckten und mit großen Augen umherschauten, sorgten insbesondere bei den jüngeren Fahrtteilnehmern für Begeisterung.
Am Sonntag wurde den Besuchern noch ein besonderer Leckerbissen geboten. Nationalpark-Fotograf Dr. Martin Stock präsentierte im Norddorfer Kino eine Auswahl seiner Nationalpark-Fotos. Seit mehr als 20 Jahren dokumentiert er das Watt und seine Bewohner aus unterschiedlichsten Perspektiven und kann mit seinen einmaligen und schönen Bildern Emotionen wecken. Am Nachmittag klang das Jubiläumswochenende mit einem Spaziergang zu den Zwergseeschwalben an der Amrumer Nordspitze aus.