Die Greifswalder Oie ist eine 54 ha kleine Insel, die etwa 12 km nördlich von Usedom und ca. 10 km östlich von Rügen in der Pommerschen Bucht liegt. Sie hat eine Länge von 1.550 m und ist zwischen 370 und 570 m breit. Die höchste Erhebung liegt am Kliff auf der Ostseite der Insel und misst 17 m. Die gesamte Insel sowie die umliegenden Flachwasserbereiche stehen unter Naturschutz.
Aus Schutzgründen besteht – mit Ausnahme des Tagesverkehrs – ein grundsätzliches Betretungsverbot.
Die diverse Landschaft der Insel besteht aus Waldbereichen, halboffenen Flächen, einem aktiven Kliff, einer Brackwasserlagune mit ausgedehnten Schilfbereichen sowie einem Strand. Entsprechend dieser Lebensraumvielfalt beherbergt die Insel eine große Anzahl von Tier- und Pflanzenarten.
Zusätzlich ist die Insel aufgrund ihrer Lage ein wichtiges Rastgebiet für Zugvögel. Aus diesem Grund betreibt der Verein Jordsand in enger Zusammenarbeit mit der Beringungszentrale Hiddensee auf der Insel Deutschlands fangstärkste Vogelberingungsstation. Dadurch werden auf der Oie jährlich etwa 25.000 (vorrangig Sing-) Vögel mit speziellen Netzen gefangen, beringt, vermessen und wieder freigelassen. Zusätzlich finden Zugplanbeobachtungen, eine wöchentlich stattfindende Wasservogelzählung und weitere Monitoringprogramme wie beispielsweise regelmäßige Robbenzählungen statt.
Zusätzlich betreut der Verein den Nothafen der Insel, bietet Vorträge und Führungen für Besucher an und kümmert sich um die vereinseigene Herde Rauwolliger Pommerscher Landschafe, welche zur Biotoppflege der Weideflächen auf der Insel gehalten wird.
Alle diese Aufgaben werden durch eine hauptamtliche Stationsleitung sowie über 50 freiwillige Helfer pro Jahr durchgeführt.
Online-Avifauna der Greifswalder Oie seit 1993 mit Beringungszahlen, Wiederfundkarten, Brutvögeln und Seltenheiten
Bundesland: | Mecklenburg Vorpommern |
Landkreis: | Vorpommern-Greifswald |
Größe: | 218 ha (davon 54 ha Landfläche) |
Schutzgebiet seit: | 1998 |
Schutzstatus: | Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet |
betreut seit: | 1993 |
Wir zeigen Ihnen gerne bei einer Führung die Schönheit der Insel, erzählen Ihnen alles Wissenswerte rund um das Naturschutzgebiet und erläutern die vielfältige Geschichte der Oie.
Unsere Führungen sind kostenlos, über eine Spende freuen wir uns. Für individuelle Wünsche und Terminabsprachen stehen wir gern zur Verfügung.
Ein Besuch der Greifswalder Oie ist mit dem Fahrgastschiff „Seeadler“ von Peenemünde und Freest aus möglich. Von Mai bis Oktober verkehrt es mehrfach pro Woche, im Winter einmal wöchentlich.
Buchen Sie die Tour zu uns direkt hier und unterstützen Sie damit unsere Arbeit vor Ort.
Hinweis: Wer auf die Oie möchte, muss die Karten vorher buchen und kann nicht spontan mitfahren!
Fahrzeit mit dem Schiff: ca. 90 Minuten
Aufenthalt auf der Insel Greifswalder Oie: 2 bzw. 3 Stunden
Abfahrtszeiten der APOLLO REEDEREI unter www.schifffahrt-apollo.de
Tickets für den 1855 erbauten Leuchtturm der Greifswalder Oie können Sie an Bord des Schiffes erwerben. Er bietet einen traumhaften Rundumblick über die Insel und bei gutem Wetter bis nach Rügen und Usedom.
Das Freiwilligenteam 2024/2025 auf der Greifswalder Oie: Tony (BFD), Clara (FÖJ) und János (FÖJ) (v.l.n.r.).
Ansprechpartnerin: |
Helga Bieber |
Adresse: |
Inselhof 17440 Greifswalder Oie |
Telefon: |
038371 - 21 67 8 |
E-Mail: |
Unterstützen Sie unsere Naturschutzarbeit auf der Greifswalder Oie und in unseren anderen Schutzgebieten gerne mit der Übernahme einer symbolischen Gebietspatenschaft. Als kleines Dankeschön erhalten Sie ab einer Spende von 50 Euro eine persönliche Urkunde und exklusive Informationen zum Schutzgebiet. Gerne zeigen wir Ihnen das Schutzgebiet vor Ort auf einer naturkundlichen Führung.
Ihr möchtet mehr über unser Schutzgebiet erfahren? Hier findet Ihr weitere Informationen und Bilder:
Seit etwa dem 13. Jahrhundert wurde die Insel von den Bewohnern landwirtschaftlich genutzt. 1282 schenkte der Pommernfürst Bogislaw IV. die Insel (niederdeutsch Insel = Oie) der Stadt Wolgast. Diese verkaufte die Insel jedoch aus Geldmangel 1291 weiter an die Stadt Greifswald. Aus dieser Zeit stammt der Name Greifswalder Oie. Mitte des 16. Jh. war laut Aufzeichnungen die Insel über längere Zeit komplett bewaldet. 1855 wurde am Nordostufer (nach Plänen Schinkels) ein Leuchtturm errichtet, der einzige linksdrehende in der Ostsee. Insbesondere im 19. Jh. und in der ersten Hälfte des 20. Jh. fanden erhebliche Landverluste durch Uferabbrüche statt. Von 1873-77 erfolgte der Bau des heute noch bestehenden Fischereinothafens an der Südwestspitze. 1881 wurde eine Rettungsstation der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Hafen errichtet; 1890 hatten die Rettungsmänner ihren ersten Einsatz: Ein Segelboot mit zwei Personen an Bord wurde aus seiner misslichen Lage befreit und in Sicherheit gebracht. Von 1893 bis 1913 errichtete man den Steinwall mit einer Höhe von 2,8 m über NN. Fremdenverkehr entwickelte sich. 1928 wurde der Inselhof mehrstöckig als Fremdenheim ausgebaut. 1937 wurde die Insel von der Heeresversuchsanstalt Peenemünde genutzt und wurde zum militärischen Sperrgebiet. Man baggerte den Hafen aus und baute ihn aus. Bunker, Startrampen und Leiteinrichtungen wurden errichtet und im Wäldchen ein Beobachtungsturm aus Stahlbeton gebaut. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der V-Waffen wurden auf der Oie mehrere Typen dieser Waffen erprobt und zahlreiche Raketenstarts durchgeführt. 1937 wurde vergeblich versucht die A3-Raketen zu starten, von 1938 bis 1942 wurden A5-Raketen getestet, zwischen 1943 und 1945 auch 28 A4-Raketen. Mit ihnen wurden Seilstarts ausgeführt, um den Eintritt der Flugkörper in die Atmosphäre zu beobachten, da bei diesem Manöver die Flugkörper häufig zerbrachen. Nach dem II. Weltkrieg, 1945, richtete die Rote Armee eine Beobachtungsstation ein und sprengte ehemalige militärische Einrichtungen. Seit 1948 wurde die Oie von Imkern als Belegstelle für Bienenköniginnen genutzt. Für Imker ist die Oie besonders interessant, da aufgrund der großen Entfernung zum Festland weder Königinnen noch Drohnen vom Festland zur Insel fliegen können oder umgekehrt. Diese Nutzung wurde in den folgenden Jahren wegen militärischer Interessen der DDR jedoch unterbrochen. Nach Abzug der sowjetischen Besatzung 1950 nutzte die DDR die Insel. Ab 1951 wurde die Oie für die zivile Nutzung komplett gesperrt, lediglich das Friedrich-Löffler-Institut (heute Insel Riems) betrieb eine Forschungsstation für Rinderseuchen. 1957 richtete die 1. Flottille der Seestreitkräfte der DDR eine Küstenbeobachtungsstation ein. Seit den 1970er Jahren war eine Einheit der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung der NVA auf der Insel. Nach der Wende räumte die NVA die Insel. Die Insel ging diese zunächst in das Ressortvermögen des Bundesverteidigungsministeriums über und war nicht zugänglich. Erst nach Abschluß der Beräumung wesentlicher militärischer und anderer Altlasten und Übernahme in das allgemeine Grundvermögen des Bundes entwickelte das zuständige Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern Pläne zum Schutz und zur Nutzung des Gebietes. Im Vordergrund der Bemühungen des Landes standen die Zuordnung bzw. der Erwerb der Insel in Landeseigentum. 1990 wurde die Greifswalder Oie zum Naturschutzgebiet erklärt. 1991 wurde die Rettungsstation der DGzRS neu besetzt, nachdem sie, einerseits wegen geringer Einsatzzahlen, andererseits aufgrund der politischen Umstände, stillgelegt wurde. In der Zeit von der ersten Interessensbekundung des Verein Jordsand im Sommer 1991 bis zur Vertragsschließung über ein Betreuungskonzept ab August 1993 musste der Verein tatenlos zusehen, wie die Insel mit ihren Gebäuden rücksichtslos von Chaoten demoliert wurde. Erst nach Inkrafttreten des Betreuungsvertrages konnte der Verein mit der Schadensbegrenzung und Renovierungsarbeiten beginnen. Unter schwierigsten Bedingungen, ohne Frischwasser, elektrische Energie, Heizung und mit zerstörten Fenstern wurde der Inselhof bezogen. Neben den aufwendigen Renovierungsarbeiten und der Materialbeschaffung (es gab kein nutzbares Möbelstück), begannen die jugendlichen Helfer mit der Aufzeichnung naturkundlicher Beobachtungen. Seit dem 1.8.1993 betreut der Verein Jordsand die Insel. 1994 ging die Greifswalder Oie von Bundes- in Landeseigentum über. Mit der Aufnahme der planmäßigen Vogelberingung ab Herbst 1994 durch den Verein Jordsand bestätigten sich in hervorragender Weise die mehr als 60 Jahre zuvor von Robien (1928), Sturm (1931) oder Banzhaf (1931, 1936) u.a. gemachten Feststellungen zur Bedeutung der Greifswalder Oie insbesondere für den Vogelzug. Seit 1999 hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Klimastation auf dem Gelände des Inselhofes in Betrieb, die zuerst konventionell betrieben wurde, seit dem 1.11.2000 aber automatisch misst (mit stündlichem Wettermelde- und Real-Time-Warndienst).